G·E·M Award 2016 für Herbert Hainer
Am 24. Februar 2016, am Vorabend zum 20. G·E·M Markendialog „Innovation neu denken – Energie für die Marke“ in Berlin, wurde zum sechsten Mal der »G·E·M Award« verliehen.
Ausgezeichnet mit dem »G·E·M Award« 2016 wurde Herbert Hainer, Vorstandsvorsitzender der Adidas AG.
Begrüßung durch Friedrich Neukirch
Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich möchte Sie im Namen des Vorstandes und des Kuratoriums der G·E·M sehr herzlich willkommen heißen und freue mich, dass Sie so zahlreich zum Vorabend des 20. G·E·M Markendialogs erschienen sind. Wir haben eine kleine Verspätung, da es nicht so einfach war, die Strecke von Nürnberg nach Berlin zu bewältigen: Gebuchter Flug gestrichen, der Zug als Alternative hatte bereits in Nürnberg Verspätung, es blieb das Auto. Unser sportiver Ehrengast hat das geschafft. Das ist schon etwas ganz Besonderes – und wir sind darauf sehr stolz.
Am Vorabend zum G·E·M Markendialog verleiht die Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens seit 2011 ihren »G·E·M Award«. Einen Ehrenpreis für Marken- und Unternehmensführer, die sich dadurch auszeichnen, dass sie als Persönlichkeiten ihre Marken zu Persönlichkeiten heranreifen lassen. Und damit Entwicklungen auf dem Gebiet des Markenwesens, der Markenführung und Markentechnik anführen und entscheidend beeinflussen, also Vordenker auf dem Gebiet des Markenwesens sind.
Wer in den vergangenen vier Jahren dabei war, konnte miterleben, wie wir 2011 Herrn Emil Underberg, 2012 Herrn Albert Darboven, 2013 Anton Wolfgang Graf von Faber-Castell, 2014 Herrn Dr. h.c. August Oetker und 2015 Herrn Prof. Götz W. Werner ehren durften. Es waren Begegnungen mit erfolgreichen Markenführern, mit großartigen Persönlichkeiten, mit Marken-Freunden.



von Faber-Castell †

August Oetker

Götz W. Werner
Mit Bestürzung haben wir erfahren müssen, dass Graf von Faber-Castell am 21. Januar 2016 in Houston/Texas im Kreise seiner Familie verstorben ist. Er hat den Kampf gegen seine schwere Krankheit verloren. Auch wir haben mit ihm eine großartige Persönlichkeit, einen Menschen mit Weitsicht und Unternehmergeist, einen Vordenker auf dem Gebiet des Markenwesens, verloren. – Bitte erheben Sie sich von Ihren Plätzen, um dem Verstorbenen einen Moment in Stille zu gedenken. – Ich danke Ihnen sehr.

Heute, meine Damen und Herren, verleihen wir den »G·E·M Award« zum sechsten Mal. Ich darf Ihnen nun den Namen des diesjährigen Preisträgers nennen:
Herbert Hainer. Er ist für mich der Mister Adidas. Und wir sind sehr, sehr glücklich, dass Sie trotz der großen Schwierigkeiten bei der Anreise zu uns nach Berlin gekommen sind, um den »G·E·M Award« 2016 entgegenzunehmen.
Lieber Herr Hainer – herzlichen Glückwunsch.
Als ich heute Nachmittag mit meinem Freund Wolfgang Overath kurz gesprochen habe, hat er mich gebeten, Sie, lieber Herr Hainer, von ihm sehr herzlich zu grüßen. Er wünscht uns einen schönen Abend. Und fügte so auf Köl’sche Art hinzu: das ist ein netter Kerl.
Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, wer denn die würdigen Worte einer Laudatio sprechen könne. Ich glaube, wir haben einen sehr kompetenten Laudator gefunden: Herrn Professor Dr. Herbert Henzler. Professor Henzler ist Geschäftsführer seiner Herbert Henzler Beratungs- und Beteiligungs GmbH in München. Seit 1970 arbeitete er bei McKinsey, wo er 1983 in das Shareholders Committee gewählt wurde. Chairman von McKinsey Deutschland war Prof. Henzler von 1985 bis 1999, bis Dezember 2001 hatte er die Funktion des Chairman Europe inne. Danach gehörte Prof. Henzler dem McKinsey Advisory Board an. Darüber hinaus war Professor Henzler Vice President des International Advisory Boards der Credit Suisse Group sowie Senior Advisor des Chairmans bis 2011.
An der Ludwig-Maximilians-Universität München war Herbert Henzler von 1986 bis 1992 Lehrbeauftragter für Internationales Management, seit 1992 ist er hier Honorarprofessor für Strategie- und Organisationsberatung und bis heute aktives Fakultätsmitglied. Seit über 20 Jahren berät Herbert Henzler die Bayerische Staatsregierung; er war Vorsitzender mehrerer Regierungskommissionen und koordiniert derzeit die Start-up Aktivitäten der Bayerischen Regierung. Von ihm liegen zahlreiche Veröffentlichungen zu Fragen der strategischen Führung und Organisation internationaler Unternehmen sowie zu wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen vor. Zudem ist Professor Henzler ein guter Freund des heute von uns zu ehrenden Herbert Hainer.
Herr Professor Henzler, bitte übernehmen Sie.
Laudatio von Prof. Dr. Herbert Henzler

Liebe Gäste, lieber Herbert, Du bekommst heute den G·E·M Award für Vordenker auf dem Gebiet des Markenwesens. Vordenker, das sind Leute, die vorausdenken. Nicht solche, die das machen, was alle schon können. Sondern die heute schon das, was morgen und übermorgen wichtig ist, machen. Da ist es schon an der Zeit, einen kurzen Rückblick zu halten, wie Du zu dieser Dich auszeichnenden Marke der drei Riemen kamst.
Ich erzähle Ihnen vielleicht das ein oder andere, was Sie noch nicht wissen. Es muss wohl damit angefangen haben, dass Du, als die Gaststätten in Landshut und Umgebung noch ausschließlich Helles der Münchner Brauereien ausschenkten, anfingst, eine eigene Pils-Bar in Landshut zu gründen. Eine andere Marke, etwas, was es damals noch nicht gab. Ein anderes Bier. Das hat Dich damals als Student schon differenziert und recht erfolgreich gemacht, so sagt man. Auch das Parallel Processing oder Multi Tasking – studieren und nebenher Unternehmer sein – hast Du damals offensichtlich sehr gut bewerkstelligt.
Dann kam Deine Zeit als pfeilschneller Stürmer des FC Ottering. Ottering werden viele nicht mehr so kennen, aber damals war es ein bedeutender Club, der ist sogar einmal in die erste Pokalrunde der letzten 64 Mannschaften vorgestoßen. Das ist also schon lange her. Du wusstest, dass ein guter Schuh der wesentliche Schlüssel zum Erfolg war. Als ich mich ein bisschen hineingegraben hatte, stellte ich fest, weshalb aber nur Dein Bruder Profi bei den 60ern wurde und Du nicht entdeckt wurdest, also einen anderen Weg gehen musstest; so ganz eindeutig gibt es die Sachlage allerdings nicht wieder. Aber auf jeden Fall, Du hattest gelernt, dass ein Markenschuh Tore schießt.
Deine Zeit als Product Manager bei Procter & Gamble hat Dich ganz wesentlich geprägt. Ich würde sagen, das merkt man jemandem an. Ich hatte sehr häufig mit Menschen zu tun, die bei Procter waren – das ist so etwas wie eine formative Markeninitiation, die man dort erfährt. Dieses Unternehmen steht und stand immer für ganz große Marken: Meister Proper, Ariel, Pampers. Du lerntest die Markenkerne verstehen, Du sahst, wie professionell eine Pampers eingeführt wurde und sahst, wie Procter in den großen Marken deutlich höhere Margen als die Konkurrenz erzielte. Procter war nicht zuletzt der ganz große Ausbilder in den USA – ich glaube, sie sind es heute noch – für Führungsnachwuchs mit Marken-Kenntnis. McKinsey hat damals unzählige Procter-Leute, insbesondere Product Manager, rekrutiert, und die waren alle in irgendeiner Weise herausgehoben. Cincinatti war der Gral des Brand Managements. Das waren Deine formativen Jahre.
Bei Adidas war die Marke bis zu Deinem Antritt durch viele Höhen – denken wir an das „Wunder von Bern“, wo Adidas den Deutschen einen Wunderschuh konstruierte – und Tiefen gegangen. Mitte der 1980er Jahre wechselte das Unternehmen mehrfach den Eigentümer – und die Marke schien keinen inneren Wert mehr zu haben. Schuhe waren Massenkonfektion und das Textilsortiment everywhere for anybody. Adidas war eine me-too-Marke, das muss man sich vor Augen halten.

Du fingst ganz unten an. Und wenn meine Nachforschungen stimmen, dann warst Du irgendwann mal eine Zeitlang Product Manager für Schienbeinschoner. Ich denke selbst noch daran, wie wir in meiner Jugend die alten Schulhefte dafür genommen haben, also vor Deiner Zeit. Und da ist dann die Tinte immer zerlaufen und die waren dann hinterher nicht mehr gebräuchlich. Egal. Auch dieses kaum sichtbare Produkt – und wie die Älteren wissen, verzichtete Paul Breitner bewusst darauf – hatte einen Markenkern. Und bald war es im Adidas-Fußballsortiment zu einem stabilen Erlösbringer geworden. Du überzeugtest die Fachgeschäfte, dass auch Schienbeinschoner zum Package, zu den guten Schuhen und zur funktionsgerechten Kleidung gehörten. Das war eine ganz wesentliche Zeit für Dich.
Und wie bei Bert Brecht im unaufhaltsamen Aufstieg des Arturo Ui ging es bei Dir und Deiner Karriere bei Adidas weiter. Du wurdest 2001 Chef des Sportartikel-Herstellers und im Verlauf der Jahre, das darf man wohl sagen, der Markenpapst der Sportartikler. Du hobst Adidas wieder auf das Niveau von 1954, als wir mit dem Wunderschuh Weltmeister wurden. 60 Jahre später, vor zwei Jahren in Rio, war es wieder die Marke Adidas, die die WM-Trophäe holte. Allerdings kickte auch der Gegner, Argentinien, mit Adidas. Also, Du wärst auf jeden Fall bei den Gewinnern gewesen.
Adidas war auch zum absoluten Pull-Product für Sportgeschäfte geworden. Ich darf einen kleinen Fall erzählen: Die Ehefrau von Adair Turner, dem Vorsitzenden der Bank of England, Orna Turner, gründete mit ihrer Schwester ein Sportgeschäft in London und sie hatten alles, was lief. Bis sie mich eines Tages anrief und sagte: „Herbert, can you do something for me? If I could get Adidas, I would have the ideal pull product”. Lieber Herbert, ich danke Dir heute noch, dass wir das damals möglich gemacht hatten. Dieses Sportgeschäft im Norden Londons ist zu einem ganz besonderen Anziehungspunkt geworden.
Dich zeichnete aus der große Respekt vor der Marke. Ein Abgleiten auf me-too-Produkte, wo Ihr mal wart, war Dir zuwider. Alles musste für ein herausgehobenes Produkt stehen, das die Marke in allen Belangen abbildete, ja, auch in hochmodischen Jeans mit Löchern, was zwischenzeitlich dazugehörte. Und die Werbung ist überall, aber sie ist immer distinguiert. Nur ein Beispiel: Wenn man die Bobfahrer beim Start oben sieht, wenn sie sich warm machen, da kann man gar nicht anders, als auf diese Adidas-Schuhe zu schauen – die meisten haben sie ja, wie die sich phänomenal abdrücken und gleich gemessen wird, ob es fünf Sekunden oder 5,6 Sekunden sind. Dort, wo Hochleistungen sind, da ist auch die Hochleistungsmarke Adidas zuhause.
Deine großen Verdienste liegen in der Führung der Marken der Gruppe. Was auch immer als neue Marken hinzukam, es musste zur Stammmarke passen, musste enhancing sein für die Marke Adidas und damit für das Gesamtunternehmen. Man erzählt sich wahre Wunderdinge, wie Du nach langen Flügen von Portland, Shanghai oder Moskau ankamst, um dann Deine Product- und Deine Brand-Reviews zu halten. Hellwach, es ging Dir immer um Weiterentwicklung der Marke, die zum Product Placement passen musste. Und es wurde mir berichtet, dass Du wie ein Dackel durch die Fußgängerzonen gehst und die Marktanteile in situ aufstöberst.
Der Mailkontakt zwischen uns von New York, London oder Peking war häufig so, dass ich schreibe: „Lieber Herbert, heute Morgen wieder im Central Park gelaufen, Nike hat 25 Prozent Marktanteile und Adidas hat 30 Prozent Marktanteile.“ Das war immer die wichtige Information, wichtiger noch als das Wetter oder der Dollarkurs.
Dein Headquarter in Herzogenaurach gleicht eher einem Campus, eher einer Sportschule als einer deutschen Firmenzentrale. In einer Mischung von Marketing-Akademie und New Product Placement geht man an einer – das müssen Sie sich mal anschauen – Multi-Media-Leinwand vorbei, fühlt sich wie bei einer Olympiade. Das ist der Markenkern des Hauses, es ist in Stein gewordenes Adidas Branding.
Und Du, lieber Herbert, bist der Baumeister von Marke und Anwesen. Dein Bestreben, langfristig für die Marke und das Unternehmen zu denken, das fing natürlich damit an, dass Du selbst diese Marke seit über 14 Jahren an der Spitze verkörperst. Stability breads stability. Und dass Dir vielmehr der langfristige Erfolg als die Quick Wins am Herzen lagen. Wie hättest Du sonst das Unternehmen, das früher als „fränkische Schlappekicker“ bezeichnet wurde, in so vielen neuen Märkten wie China, Russland, Japan führen können? Heute liegen 94 Prozent der Wertschöpfung, das ist singulär in Deutschland unter den Großunternehmen, außerhalb Deutschlands.
Und wenn man die Zentrale in Herzogenaurach besucht, kann man Deine gestalterische Hand erkennen. Du hast der Marke Adidas ein Denkmal gesetzt, Du wurdest zum Mister Adidas.

Die großartige Idee, eine einzigartige Markenarchitektur zu bauen – wie bei einem großen Bauwerk, ruht in der Adidas-Gruppe auf dem soliden Fundament von Adidas, der Adidas Brand. Wenn es eine Zweimarkenstrategie mit Reebok gibt, dann in den USA, um dort den großen Wettbewerber zu attackieren. Wenn es Marken in der Mode sind, dann beziehen sie sich auf die Kernmarke; und selbst im Golfgeschäft strahlt dieser Adidas Brand nachhaltig auf TaylorMade aus.
Das Adidas Engagement für das Marken Sponsoring ist beachtlich – in den nationalen Fußballverbänden, in den Profi-Clubs oder in den Sportvereinen, in den Schulen – überall ist das Sponsoring für die Adidas Marke präsent.
Selbst die Tatsache, dass es zwischenzeitlich viele Adidas Fakes gibt – ich habe mal gelesen, es seien mindestens ein Drittel Fakes, die auf der Welt angeboten werden, die den drei Riemen nachgebaut wurden – zeigt von der Stärke der Marke. Oft konnte es von Euch, so wurde mir gesagt, nur noch zweischneidig juristisch verfolgt werden, weil es ja irgendwie auch zum Branding-Image beiträgt.
Bemerkenswert ist auch die Breite Eurer Kunden. Fidel Castro zeigt in alten Adidas-Trainingsanzügen – Du könntest ihm vielleicht mal einen neuen schenken – seine patriotische Gesinnung. Beklemmend andererseits, wie ich es die letzten Tage mehrfach erlebt habe, sind die vielen Adidas-Sweatshirts bei den Flüchtlingen. Minutenlang sieht man es abends im Fernsehen, wie Flüchtlinge in Adidas-Sweatshirts kommen. Die drei Streifen wurden zu einem Inbegriff für „Made in Germany“.
Die Überzeugung, dass Partnerschaften neue Perspektiven schaffen, hat Dich dazu gebracht, weltweit Partnerschaften einzugehen. Jüngst mit Manchester United, sehr zum Leidwesen von FC Bayern, mit leicht höheren Beträgen als wir das gewohnt sind in München. Aber Du warst einer der ersten, der die Millionen Klicks von Messi richtig deutete und für die Markenpflege und die Markenausweitung nutzte. Dein jüngster Kauf von Runtastic – ein Linzer Unternehmen, ein Start-up, der sportliche Messgeräte herstellt – zeigt auch, dass Online-Life style Products die Marke Adidas im weiteren Sinne unterstützen.
Schließlich Dein Einsatz für den Sport, insbesondere den Fußball; und ich darf sagen, auch beim Skifahren und beim Bergsteigen. Du bist und bleibst ein großer Sportler.
Du bist ein hervorragender Preisträger. Du lebst die Marke und bist mit ihr eine seltene Symbiose eingegangen.
Herzlichen Glückwunsch.


Die Begründung der Jury
Die Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens verleiht den »G·E·M Award« 2016 an Herbert Hainer in Würdigung
- seines großen Respekts vor der Marke
- seiner Verdienste bei der Führung der Marken der adidas Gruppe
- seines Bestrebens, langfristig für die Marke und das Unternehmen zu denken
- seiner Idee, eine einzigartige Markenarchitektur zu bauen
- seines Engagements für das Marken-Sponsoring
- seiner Überzeugung, dass Partnerschaften neue Perspektiven eröffnen
- seines Einsatzes für den Sport, insbesondere den Fußball.
Die Preis-Skulptur
Die Begründung der Jury ist in einer Urkunde verbrieft. Diese überreichen Friedrich Neukirch, Präsident der G·E·M, und der Laudator Prof. Dr. Herbert Henzler zusammen mit einer Skulptur in Form von Goethes „Stein des guten Glücks“ aus italienischem Marmor, ein Unikat mit Zertifikat, 3 kg schwer.
„Stein des guten Glücks“ heißt das Denkmal, das Johann Wolfgang von Goethe zu Beginn des Jahres 1777 neben sein Gartenhaus in den Ilmwiesen zu Weimar als Geburtstagsgeschenk für seine Seelenfreundin Charlotte von Stein setzen ließ. Es ist aus rötlichem Sandstein, 1,63 m hoch. Goethe wählte für sein Denkmal eine symbolische Formensprache. Sie geht auf Sinnbilder der Renaissance zurück. Es handelt sich um eines der ersten nicht-figürlichen Denkmäler Deutschlands.
Der „Stein des guten Glücks“ ist eine Kugel auf einem mächtigen Kubus.
- Der Kubus oder Würfel symbolisiert das Statische, Gefestigte und Ruhende, Beständigkeit und Gelassenheit.
- Die darüber liegende Kugel drückt Bewegung, Kreativität und Dynamik aus.
- Die Kugel ruht auf dem Kubus.
Das Ganze stellt eine gelungene Verbindung dieser beiden Elemente dar: Das Rollende auf dem Festen, das Wandelbare über dem Unabänderlichen. Lässt sich Marke besser versinnbildlichen?
Herbert Hainer sagt Danke

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lieber Herr Neukirch, lieber Herbert Henzler.
Wie Sie an meinen Unterlagen sehen, hatte ich versucht, mich ein bisschen vorzubereiten. Ich hatte ja dreieinhalb Stunden Zeit im Auto. Aber da schon viel von dem, was ich hier aufgeschrieben habe, gesagt wurde, will ich es nicht wiederholen. Stattdessen möchte ich auf das eine oder andere eingehen, was noch ein Geheimnis sein könnte, was Du also noch nicht angesprochen hast, lieber Herbert.
Zunächst möchte ich mich aber bei Ihnen allen ganz herzlich bedanken, dass ich heute eingeladen bin und diese tolle Auszeichnung bekommen habe. Ich freue mich sehr darüber. Auf der Herfahrt habe ich mich daran erinnert, dass ich mal eine Auszeichnung von Dieter Hildebrandt gesehen habe. Der Kabarettist, den Sie alle kennen, wurde geehrt, dann trat er ans Podium zu seiner Dankesrede und sagte: „Na ja, wie soll man sich fühlen nach so einer Ehrung? Ich fühle mich ausgezeichnet.“ Anschließend ging er von der Bühne. Ganz so kurz will ich es heute nicht machen, aber ich will Sie auch nicht allzu lang langweilen.
Zunächst möchte ich das erste Geheimnis lüften: Herbert, Du hast das Thema Profi-Fußballer angesprochen. Ganz ehrlich: mir hat einfach das Talent gefehlt. Der Wille war da, der Ehrgeiz, aber mir hat letztlich das Talent gefehlt und deswegen ist auch mein Bruder Profi-Fußballer geworden und nicht ich. Zum Zweiten kann ich Dir zurufen: Wenn Du mich aus dem Central Park anrufst oder ansimst, um mir zu sagen, welche Laufschuhe gerade in New York getragen werden, dann nehme ich das immer gern entgegen, denn das ist kostenlose McKinsey-Marktforschung.
Lieber Herbert, ich möchte mich bei Dir ganz herzlich bedanken für Deine Laudatio. Eine Laudatio, meine sehr geehrten Damen und Herren, die ein enger Freund gehalten hat, ein Bergkumpel, ein kompetitiver Skifahrer, der natürlich bei manchen Dingen maßlos übertrieben hat. Ich habe es trotzdem gern gehört. Also ganz herzlichen Dank nochmal an Dich, Herbert.
Mein Dank geht aber auch an Sie, meine Damen und Herren, die sie sich dazu entschlossen haben, mir diesen Preis zu geben. Ich muss ganz ehrlich sagen, Herr Neukirch, als Sie mich angerufen haben, ich glaube, es war im August letzten Jahres, wusste ich eigentlich nicht genau oder überhaupt nicht, was die G·E·M ist. Aber dank des Internets habe ich das nachvollzogen und festgestellt, dass Ihre wissenschaftliche Arbeit, Ihre Philosophie und auch dieser Preis bei mir genau den richtigen Nerv treffen. Und das sage ich sowohl als Manager als auch als Person.
Denn, Herbert, Du hast es ja richtig gesagt: meine Markenbezogenheit und Markenvergangenheit geht nicht nur auf Adidas zurück. Als ich nach meinem Studium bei Procter & Gamble angefangen habe, wurden wir Tag und Nacht geschult, wie man eine Marke formt, wie man eine Marke entwickelt und wie man eine Marke aufbaut. Ich war damals selbst Brand Manager für Pampers, genau zu der Zeit, als meine zwei Kinder klein waren. Das hat natürlich gut gepasst. Als sie aus dem Windelalter heraus waren, bin ich zu adidas gewechselt, weil dann die Turnschuhe und die Sportbekleidung ins Spiel kamen. Das war ganz praktisch ein Vorteil.

Ich glaube, es ist auch fair zu sagen, dass diesen Award eigentlich eher Adi Dassler, der Gründer von adidas, verdient hätte als ich: Denn er hat vor hundert Jahren angefangen, Sportschuhe zu machen, und zwar aus einer Leidenschaft heraus, eigentlich aus zwei Leidenschaften heraus: Das war einmal die Leidenschaft für den Sport und dann die Leidenschaft für die Schuhmacherei. Und so hat er vor hundert Jahren angefangen, getreu seiner Leitlinie „Das Beste für den Athleten“, Schuhe herzustellen. 1928 wurde zum ersten Mal eine deutsche Athletin Olympiasiegerin mit Schuhen von Adi Dassler.
adidas gab es noch nicht, denn noch arbeiteten die Brüder Adi und Rudolf Dassler zusammen in der Gebrüder-Dassler-Sportschuhfabrik. Die 800-Meter-Läuferin hieß übrigens Lina Radke. Richtig bekannt wurden die Dassler-Sportschuhe aber erst 1936, als Jesse Owens hier in Berlin bei den Olympischen Spielen vier Mal Gold holte. Allein daran erkennt man schon die Weitsicht von Adi Dassler, der auf der einen Seite ein perfekter Schuhmacher war, ein Tüftler, der über 760 Patente angemeldet hat. Der aber gleichzeitig den Blick hatte, dass er nicht nur gute Schuhe machen muss, sondern dass er die Schuhe auch an den Mann bringen muss, dass sie sichtbar sein müssen, damit sie der breiten Öffentlichkeit bekannt werden.
Adi Dasslers Leitlinie sind wir bei adidas bis heute treu geblieben. Wir wollen die besten Produkte für den Athleten machen. Aber wir wollen sie natürlich auch vermarkten und dafür sorgen, dass der Konsument sie in der ganzen Welt sieht. Und seit hundert Jahren ist adidas Teil des Sports in der ganzen Welt. Wir haben es gestern Abend wieder gesehen beim Champions League Spiel von Juventus gegen Bayern. Beide Teams tragen adidas Trikots. Oder beim Spiel von Barcelona, in dem Lionel Messi mit adidas-Fußballschuhen zwei Tore geschossen hat.
Es gibt kaum ein Sportereignis auf der Welt, bei dem adidas nicht präsent ist. Bei den Olympischen Spielen gibt es 28 Sportarten. 27 davon rüsten wir aus, nur eine nicht, und das ist der Reitsport. Wir wissen einfach nicht, wie wir die drei Streifen am Pferd am besten anbringen. Aber ansonsten sind wir in allen Sportarten dieser Welt zu Hause.
adidas ist heute ein junges, dynamisches Unternehmen mit über 55.000 Mitarbeitern. Auf unserem Campus in Herzogenaurach – der eine oder andere von Ihnen war vielleicht schon mal dort – arbeiten Menschen aus über 80 Nationen mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren. Das Unternehmen ist quirlig, sportlich, innovativ. Und ich gebe nur ungern zu, dass ich den Altersdurchschnitt deutlich anhebe. Aber es hält mich jung, mit so vielen jungen, motivierten Menschen zusammen zu arbeiten. Zumindest sagt meine Frau immer, man sehe es mir auch an, dass es mich jung hält, in diesem Unternehmen zu arbeiten. Ich finde, das ist ein nettes Kompliment.
Aber alles hat ein Ende, wie Sie wissen, nur die Wurst hat zwei. Sie haben sicherlich mitbekommen, dass ich Ende September aufhöre, nach 15 Jahren an der Spitze des Unternehmens, und den Stab an Kasper Rorsted weitergebe, der jetzt noch CEO bei Henkel ist. Henkel, ebenfalls ein Markenartikel-Unternehmen mit so bekannten Marken wie Persil, war früher mein Wettbewerber. Ich war damals bei Procter für Dash zuständig.

So schließt sich für mich der Kreis. Ich bin unheimlich froh, dass ich das Unternehmen übergeben kann zu einem Zeitpunkt, zu dem die Marke adidas beim Konsumenten so beliebt ist wie selten zuvor. Dies ist umso schöner, weil wir als Unternehmen und ich persönlich als CEO 2014 ein etwas schwierigeres Jahr hatten. Aber gut, auch das muss man überstehen. Heute ist die Marke adidas absolut angesagt. Wenn wir zum Beispiel den neuen Kanye-West-Schuh rausbringen, dann campen in München in der Sendlinger Straße vor unserem Laden die jungen Menschen zwei Tage und zwei Nächte, damit sie am Samstag in der Früh den Schuh kaufen können. Das zeugt von der Begehrlichkeit der Marke – und das ist natürlich toll.
Herbert, Du hast auch angesprochen, dass adidas-Produkte ständig kopiert oder gefälscht werden. Auch das ist Teil des Erfolges. Wenn Sie nicht mehr nachgemacht und kopiert werden, dann wissen Sie, dass Sie irgendwas falsch gemacht haben mit Ihrer Marke.
Damit komme ich zum Ende. Ich würde mich freuen, wenn nicht nur ich mich heute Abend ausgezeichnet fühle, sondern Sie alle sich ebenfalls ausgezeichnet fühlen. Ich möchte mich noch einmal ganz herzlich bei Ihnen, Herr Neukirch, und bei Ihnen allen bedanken. Ich wünsche uns noch ein paar schöne Stunden, nette Gespräche und etwas weniger Hektik als bei der Anreise.
Herzlichen Dank.
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Bericht: Wolfgang K.A. Disch, Hamburg
Fotos: Christian Kruppa, Berlin
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