G·E·M Award 2011 für Emil Underberg
Die erstmalige Verleihung des »G·E·M Award« erfolgte am 23. Februar 2011 in Berlin.
Am Vorabend zum 15. G·E·M Markendialog „Markenstrategien im Spannungsfeld Hersteller – Handel“ trafen sich Teilnehmer am 15. G·E·M Markendialog und geladene Gäste im Liebig-Gewölbe des Harnack-Haus, der Tagungsstätte der Max-Planck-Gesellschaft.
Nach der Begrüßung durch Friedrich Neukirch, Vorsitzender der G·E·M Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens, hielt Johann C. Lindenberg die Laudatio auf Emil Underberg, Geschäftsführender Gesellschafter der Underberg KG.
Begrüßung durch Friedrich Neukirch
Guten Abend, sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren. Herzlich willkommen zum morgigen 15. G·E·M Markendialog und zur heutigen Vorabendveranstaltung.
Wer von Ihnen des Öfteren unseren G·E·M Markendialog miterlebt hat, kennt auch diese Vorabendveranstaltung. Doch heute ist alles anders. Kein Gast-Vortrag, der den morgigen G·E·M Markendialog thematisch flankiert. Etwas Neues erwartet Sie.
Aus unserer Einladung wissen Sie, dass es um die erstmalige Verleihung des »G·E·M Award« geht. Noch ein Preis – werden Manche von Ihnen gedacht haben. Doch es ist nicht noch ein Preis, sondern ein wirklich anderer.
Sie kennen den „Marken-Award“: Mit diesem prämiieren die Zeitschrift „absatzwirtschaft“ und der Deutsche Marketing-Verband exzellente Leistungen in der Markenführung. Dies in den Kategorien: Beste Neue Marke, Bester Marken-Relaunch und Beste Marken-Dehnung.

Sie kennen auch „best brands – das deutsche markenranking“: Von der Serviceplan Gruppe, der GfK Gruppe, WirtschaftsWoche, ProSiebenSat.1 Media AG, Markenverband und iq media marketing gmbh entwickelt. Die diesjährige Preisverleihung war vor 14 Tagen, am 9. Februar in München. Grundlage ist jeweils eine Untersuchung der GfK Marktforschung. Kategorien sind: Beste Unternehmensmarke, beste Produktmarke, beste Wachstumsmarke und eine Sonderkategorie.
Oder den „Pegasus Award“: Es werden Marken ausgezeichnet, denen die Verbraucher das größte Vertrauen entgegen bringen. Unter dem Titel "European Trusted Brands" ermittelt Reader's Digest jährlich in Befragungen, welche Berufe, Institutionen und Marken in den Augen der Verbraucher besonders vertrauenswürdig sind.
Eines ist diesen Preisen gemeinsam: Ausgezeichnet werden Unternehmen, Produkte und Dienstleistungen sowie Marken.
Eine andere Zielsetzung verfolgt der „Wissenschaftspreis“, den der Markenverband 1978 zu seinem 75-jährigen Jubiläum gestiftet hat. Seit 1980 wird er gemeinsam mit der G·E·M alle zwei Jahre verliehen: Ausgezeichnet werden wissenschaftliche und publizistische Arbeiten, die der Thematik des Markenartikels und des Markenwesens gewidmet sind. Ziel ist die Förderung des Nachwuchses.
Und nun ein »G·E·M Award«
Mit diesem Preis zeichnet die G·E·M Menschen aus. Persönlichkeiten, die hinter der Marke stehen. Persönlichkeiten, die Entwicklungen auf dem Gebiet des Markenwesens, der Markenführung und Markentechnik, anführen und/oder entscheidend beeinflussen. Das können Menschen von heute sein oder in der Vergangenheit gewesen sein.
Der »G·E·M Award« zeichnet aus Vordenker auf dem Gebiet des Markenwesens.
Der »G·E·M Award« ist ein Ehrenpreis. Er wird nicht öffentlich ausgeschrieben. Man kann sich nicht selbst bewerben. Vorschläge mit Begründung können der G·E·M zugeleitet werden. Die Jury ist das G·E·M Kuratorium. Der Preisträger erhält eine Urkunde und den „Stein des guten Glücks“.
Und am heutigen Abend sind Sie dabei, wenn der »G·E·M Award« erstmals verliehen wird.
Ich übergebe jetzt an Herrn Johann C. Lindenberg, der die Laudatio auf unseren Preisträger halten wird. Herr Lindenberg war 33 Jahre für Unilever tätig, zuletzt – von 1998 bis 2005 – als Deutschland-Chef. Zugleich war er von 2000 bis 2005 Vorsitzender des Markenverbandes.
Laudatio von Johann C. Lindenberg

Verehrter Preisträger, lieber Herr Neukirch, meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Mitglieder und Gäste der G·E·M
Als ich vor einigen Wochen gefragt wurde, ob ich dazu bereit wäre, am heutigen Abend eine Laudatio zu halten und als ich dann hörte, wer der Preisträger ist, habe ich keine Sekunde gezögert und sofort zugesagt.
Auch weil ich den Ansatz, Persönlichkeiten für besondere Leistungen beim Aufbau und der Führung von Marken auszuzeichnen, überzeugend fand.
Denn wir ehren heute Abend einen Mann, mit dem, da bin ich mir ganz sicher, sobald der Name fällt, jeder hier im Saal etwas anfangen kann.
Alle kennen ihn, jeder verbindet mit dem Produkt, dem Claim, den Werbespots oder nicht zuletzt der so charakteristischen Markenfarbe persönliche Erinnerungen oder aber ganz spezielle berufliche Erfahrungen.
Und so, dachte ich zumindest, kann es doch keine Probleme geben mit der Recherche und dem Zusammentragen von Fakten oder Geschichten rund um – Emil Underberg.
Aber weit gefehlt. Man findet weder in den Archiven der einschlägigen Fachmagazine noch in den Weiten des Internets allzu viele Informationen über den Menschen Emil Underberg.
Als ich dann immer wieder las, wie streng geheim die Rezeptur des berühmten Magenbitters mit verschiedenen Kräutern aus 43 Ländern bis heute gehalten wird – angeblich kennen nur 5 Personen die genaue Zusammensetzung – wurde mir klar: Herr Underberg ist, was seine Person angeht, einfach genauso konsequent.
Er bleibt einfach lieber diskret im Hintergrund und bedient von dort, nicht minder straff und mit Hingabe, die Zügel.
Aber dennoch haben wir einige Punkte zusammengetragen, die Ihnen unseren Preisträger und seine Leistungen für die Marke etwas näher bringen sollen.
Die meisten Menschen stellen sich unter Underberg immer nur das in strohfarbenes Papier verpackte kleine Fläschchen vor. Aber das Unternehmen hat sich doch sehr gewandelt.
Aus der einstigen „Ein-Produkt-Firma“ hat der passionierte Jäger Emil Underberg in den vergangenen Jahrzehnten ein international aufgestelltes Unternehmen mit knapp 1.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von 500 Millionen Euro geformt.
Der Name Underberg steht mittlerweile auch für Sekt, Weinbrand oder Sirup. So gehören zum Beispiel „Asbach Uralt“ aus Rüdesheim, Glenfiddich, Moskovskaya oder Averna seit einiger Zeit zur Marken-Familie.
Emil Underberg betont in seinen raren Interviews oder aber im Rahmen des einen oder anderen Vortrages immer wieder, wie wichtig für ihn und seine Familie gelebtes Markenbewusstsein ist. In seinen Augen gibt doch einzig die Marke dem Kunden Orientierung und Glaubwürdigkeit.
Dass diese Überzeugung auch konkret gelebt wird, kommt für mich in beeindruckender Weise durch den das Underberg- Herstellungsverfahren beschreibenden Wahlspruch „semper idem“ (immer das Gleiche) zum Ausdruck.

Emil Underberg ist ein klassischer Familienunternehmer. Und als solcher pflegt er in bewährter Weise Traditionen, lebt Werte vor, prägt einen darauf abhebenden Führungsstil und formuliert die dazu gehörigen Zukunftsziele.
Dabei ist und bleibt die wertvolle
Vor diesem Hintergrund folgt er den Grundsätzen eines christlichen Menschenbildes. Dies bedeutet, dass die 10 Gebote für Herrn Underberg eine entsprechende Relevanz im täglichen Wirken haben.
Ethisches Denken und Handeln fließt insofern in alle Bereiche der Firma ein. Betriebswirtschaftliche Erfolge stehen in einem messbaren Zusammenhang mit christlichen Werten.
Diese ruhen auf bewährten Pfeilern wie Subsidiarität, Solidarität und Selbstentfaltung. Das sind für Emil Underberg keine weltfremden Begriffe, sondern sie eignen sich für ihn auch gerade in den heutigen, volatilen Zeiten als Handlungsgrundlage für ein Unternehmen.
Ich glaube daher, dass Sie, lieber Herr Underberg, die aktuelle Diskussion über die Chancengleichheit für Mann und Frau und die Vereinbarkeit von Beruf, Ehe und Familie mit einer gewissen Entspanntheit und Genugtuung verfolgen.
Auf diesem Feld bereits seit langem vorgearbeitet zu haben, mit positiven Konsequenzen wie geringer Mitarbeiterfluktuation und hoher Identifikation mit dem Arbeitgeber, ist sicherlich ein weiteres Element umsichtiger Markenführung.
Emil Underberg versteht sich als langfristiger Markengestalter. Seine Mission bzw. die seines Hauses: Weltweit im Dienste des Wohlbefindens.
Optimierung oder Reorganisation nach dem Motto „Alles kann man besser machen“ sind für ihn dabei grundlegender Bestandteil zukunftsgerichteter Markenführung.
Für ihn sind Begriffe wie Tradition und Kontinuität eindeutig positiv besetzt, denn Marken mit Tradition haben Vorteile.
Daher warnt er auch immer wieder vor dem in der Markenwirtschaft häufig grassierenden Änderungswahn oder einer fatalen Diskontinuität in der Markenführung.
Deshalb ist es auch nur folgerichtig, dass er einer Line Extension seiner Marke „Underberg“ bis heute widersteht.
An dieser Stelle komme ich noch einmal zurück auf die bereits mehrfach angesprochene Konsequenz und Leidenschaft, mit der Emil Underberg die Marke voranbringt.
Marke gilt es heute nicht nur weiterzuentwickeln, sondern sie muss auch immer wieder gegen Angriffe durch Plagiatoren bzw. look-a-likes verteidigt werden.
Seit die 20ml-Portionsflasche 1949 auf den Markt kam, sind alle Bestandteile wie Flaschenform, Verpackung, Farbe und Etikett als gewerbliche Schutzrechte angemeldet.
In den Jahren seit dieser Entwicklung wurden über 1.000 Gerichtsprozesse aufgrund des Verstoßes gegen Markenrechte geführt.
Legendär sind in diesem Zusammenhang die Markenschutzkabbeleien mit einem Wolfenbütteler Unternehmen.
Es ging immer wieder um den Hirsch, Hubertus und insbesondere die Farbe Grün (und wenn diese nur auf Verpackungsmaschinen eingesetzt wurde!).
Deshalb gibt es seit den 70er Jahren ein Abkommen, welches noch heute angewendet wird: Underberg nutzt die Farbe Grün und der Wettbewerber aus Niedersachsen die Kombination Grün/Orange.
Liebe Gäste, Sie sehen also, auch auf diesem Feld lässt man es bei Underberg nicht an Konsequenz und Kultur mangeln, weil man den Gegenüber nicht von vorneherein als Gegner oder sogar Feind einstuft und trotzdem Unkorrektheiten nicht durchgehen lässt.
Die Preis-Skulptur
Lassen Sie mich abschließend noch eine kurze Erläuterung zu unserer kleinen aber umso feineren Preis-Skulptur geben:
„Stein des guten Glücks“ heißt das Denkmal, das Johann Wolfgang von Goethe zu Beginn des Jahres 1777 in seinem Garten in den Ilmwiesen zu Weimar als Geburtstagsgeschenk für Frau von Stein setzen ließ.
Goethe wählte für sein Denkmal eine symbolische Formensprache. Sie geht auf Sinnbilder der Renaissance zurück. Es handelt sich hier um eines der ersten nicht figürlichen Denkmäler Deutschlands.
Der Würfel symbolisiert dabei das Statische, Gefestigte und Ruhende, Beständigkeit und Gelassenheit. Die darüber liegende Kugel drückt Bewegung, Kreativität und Dynamik aus.
Die Kugel ruht auf dem Würfel und stellt somit eine gelungene Verbindung dieser beiden Elemente dar.
Besser kann man eine Persönlichkeits-Marke doch nicht versinnbildlichen?

Johann C. Lindenberg und Friedrich Neukirch übergeben Urkunde und "Stein des guten Glücks" an
Emil Underberg
Die Begründung der Jury
Meine sehr verehrten Damen und Herren, die G·E·M Gesellschaft zur Erforschung des Markenwesens verleiht den »G·E·M Award 2011« an Herrn Emil Underberg in Würdigung
- seines Engagements für ein lebendiges Markenbewusstsein
- seines unternehmerischen Vorbildes als langfristiger Markengestalter
- seines positiven Verhältnisses zu Tradition und Kontinuität in der Markenführung
- seines Willens, einer Line Extension in der Markenpolitik zu widerstehen
- seines ständig geführten Beweises, dass gleichbleibend hohe Qualität die Basis der Marke bildet
- seiner Überzeugung, dass die Marke das wertvollste Asset eines Unternehmens ist
- und nicht zuletzt wegen seines klaren Bekenntnisses zu einer christlichen Weltanschauung als Fundament des Handelns gegenüber Mitarbeitern und dem Markt.
Sehr geehrter Herr Underberg: Herzlichen Glückwunsch!
Emil Underberg sagt Danke

Preisträger »G·E·M Award 2011«
Nach der Überreichung des „Stein des guten Glücks“ und der Urkunde durch
Johann C. Lindenberg und Friedrich Neukirch trat Emil Underberg ans Mikrophon.
Er wurde begleitet von seiner Gattin Christiane Underberg und Wilfried Mocken, Generalbevollmächtigter der Underberg KG.
In einer launigen Dankesrede gab Emil Underberg Einblicke in die Geschichte des Unternehmens. Diese reichten zurück bis zum 17. Juni 1846, als sein Urgroßvater Hubert Underberg am Tag seiner Eheschließung mit Catharina Albrecht gemeinsam die Firma H. Underberg-Albrecht in Rheinberg gründete. Die rund 90 Teilnehmer waren beeindruckt, mit welcher Identifikation und Authentizität Emil Underberg, der am 10. Februar 2011 seinen 70. Geburtstag feiern konnte, sein Unternehmen präsentierte.
Für jeden Gast des Abends hatte Herr Underberg ein mit der Gravur „Berlin 23.02.2011“ versehenes 24 cm hohes, mundgeblasenes Original Underberg Stilglas eindecken lassen. Und zum Ende des Dinnerbuffets lud er seine Gäste ein, mit ihm einen Underberg stilvoll zu genießen. Denn: Tischkultur pflegen und damit Tradition, Stil und Behaglichkeit zeigen, auch dafür steht die Marke Underberg. So steht es auf der Verpackung, in der jeder sein Underberg Stilglas mit nach Hause nehmen konnte.

Josef Sanktjohanser, Vorstand Rewe Group Köln; Christiane Underberg
---------------------------------------------------------------------------------------------------
Bericht: Wolfgang K.A. Disch, Hamburg
Fotos: Christian Kruppa, Berlin
---------------------------------------------------------------------------------------------------